Die Bundesliga-Handballerinnen des VfL Oldenburg haben auf die zwei langfristigen Ausfälle von Kathrin Pichlmeier und Luisa Knippert im Rückraum reagiert. Der Tabellensiebte der aktuellen Bundesligatabelle verpflichtet bis zum Ende der Saison Merle Heidergott. Die 27-Jährige wechselt vom SV Concordia Ihrhove an die Hunte. In der Saison 2019/20 stand sie bei Bundesligist HSG Blomberg-Lippe unter Vertrag.
Regeneration, Abschalten und Kraft tanken für den weiteren Saisonverlauf: Das hatte für die Oldenburger Handballerinnen in den zwei Wochen nach dem Bundesligasieg gegen die HSG Bensheim/Auerbach oberste Priorität. Am Dienstag begrüßte Trainer Niels Bötel seine Mannschaft dann zum Trainings-Re-Start. Mit dabei war auch ein neues Gesicht: Merle Heidergott. Die 27-Jährige soll Coach Bötel nach den Ausfällen von Kathrin Pichlmeier und Luisa Knippert wieder mehr Optionen im Rückraum bieten.
„Die ersten Einheiten waren anstrengend“, blickt Merle Heidergott auf die ersten Trainingsstunden unter Coach Niels Bötel zurück. Langsam aber sicher möchte sich die Rückraumspielerin, die zuletzt für ihren Heimatverein SV Concordia Ihrhove in der Regionsoberliga auflief, wieder in Topform bringen. Nicht verwunderlich, schließlich waren die Einsätze in Ihrhove nicht mit dem Aufwand eines Bundesligisten zu vergleichen. „Gerade durch die Pause habe ich ein wenig darüber nachgedacht, ob ich es mir zutraue, es noch einmal in der Bundesliga zu versuchen. Ich habe beim Training aber schnell gemerkt, wie sehr es mir doch gefehlt hat, den Ball mit Harz in die Hand zu nehmen“, gesteht die 27-Jährige, die sich nach Rücksprache mit ihrer Familie für die Unterschrift beim VfL entschied.
„Wir haben schon zu ihren Zeiten bei Werder Kontakt gehabt“, erzählt Niels Bötel: „Mit ihrem Jahr in Blomberg hat Merle auch Erfahrung in der 1. Liga gesammelt und auf hohem Niveau gespielt und trainiert.“ Bei den ersten Trainingseinheiten mit dem VfL hinterließ Heidergott nun einen guten Eindruck. „Wir sollten ihr Zeit geben, um das Niveau von früher zu erreichen“, sagt Bötel: „Sie hat sich aber fitgehalten und befindet sich auf einem guten Niveau, um eine echte Alternative für den Rückraum und die Abwehr zu werden.“ Gerade in der Offensive sieht er dabei Stärken in den Würfen aus dem Rückraum und dem Zusammenspiel mit dem Kreis. „Ich freue mich, dass sie noch einmal angreifen will.“
Der Name Merle Heidergott dürfte dabei den eingefleischten VfL-Fans noch ein Begriff sein. Von ihrem Heimatverein SV Concordia Ihrhove wechselte die Rechtshänderin – die es zuvor schon in die niedersächsische Auswahlmannschaft und zu einem DHB-Sichtungslehrgang geschafft hatte, 2011 in die Nachwuchsabteilung des VfL. „Die Handball-Leidenschaft hat fast meine gesamte Familie, meine Mutter hat mich schon im Kinderwagen mit in die Halle genommen“, erzählt Heidergott: „Ich habe es auch beim Fußball und in der Leichtathletik probiert, aber als ich mich entscheiden musste, war für mich klar, dass ich den Fokus auf den Handball legen möchte und nach Oldenburg gehe. Der VfL war damals schon für eine gute Jugendarbeit bekannt.“ So durchlief Heidergott die Oldenburger Jugendmannschaften, gehörte für eine Spielzeit auch zum Bundesliga-Aufgebot, ehe sie sich 2015 Zweitligist Werder Bremen anschloss. „Ich bin nicht richtig in der Bundesliga angekommen. Die Anfrage von Werder war für mich eine super Lösung. Ich hatte viele Spielanteile, habe mich sehr wohl gefühlt“, erinnert sich die 27-Jährige.
In der Saison 2017/18 wurde Heidergott sogar Top-Torschützin in der zweiten Liga, wagte noch einmal den Schritt in die Bundesliga. Nach einem einjährigen Gastspiel bei Bundesligist HSG Blomberg-Lippe kehrte sie zu Werder zurück, wo sie bis Dezember 2021 unter Vertrag stand. Über Ihrhove kehrt die Rechtshänderin nun auf die große Handballbühne zurück. „Die Pause hat mir ganz gut getan, ein wenig Abstand vom Handball zu gekommen. Umso mehr freue ich mich jetzt, zurück beim VfL zu sein“, sagt sie und kündigt an: „Ich möchte wieder richtig fit werden, zu alter Stärke zurückfinden und mich ins Team kämpfen. Und dann möchte ich meine Erfahrung aus der ersten und zweiten Liga in dem jungen Team einbringen“, so Heidergott.
„Wir haben den Markt in den vergangenen Wochen vernünftig beobachtet und mit viel Geduld nun die aus unserer Sicht Top-Lösung gefunden“, erzählt VfL-Geschäftsführer Andreas Lampe: „Wir sind deshalb sehr froh, dass Merle sofort zur Verfügung steht. Sie bringt sehr viel Erfahrung mit, was uns in der aktuellen Situation immens weiterhilft.“ Trotz ihres Trainingsrückstandes habe sie im Training bereits ihre Qualitäten gezeigt: „Es ist super, dass Merle den Wechsel für uns möglich macht“, betont Lampe: „Im Dezember geht es mit Liga, DHB-Pokal und European League heiß her. Ihre charakterliche Stärke und ihr spielerisches Können werden uns da ganz sicher weiterhelfen – da passt viel zusammen.“
Schaut euch unter folgendem Link das Video zur Neuverpflichtung einfach an.